Warum Führung kein Talent ist – sondern ein Handwerk – und welche 6 Prinzipien sie wirksam machen
Führung ist kein Talent. Führung ist ein Beruf – mit Prinzipien, Werkzeugen und Haltung. Wer wirksam führen will, braucht mehr als Erfahrung oder Menschenkenntnis. Es braucht Klarheit darüber, was Führung eigentlich leisten soll – und wie sie in der Praxis gelingt.
Ein Modell, das seit Jahren in der Führungskräfteentwicklung überzeugt, stammt von Fredmund Malik. Seine „6 Grundsätze wirksamer Führung“ sind keine Modeerscheinung. Sie sind ein solides Fundament – gerade im Mittelstand, wo Führung oft gleichzeitig operativ, strategisch und menschlich wirkt.
In diesem Artikel stelle ich die 6 Grundsätze im Detail vor, ordne sie ein und zeige, warum sie heute wichtiger sind denn je.
1. Resultatorientierung – Warum Fleiß kein Führungsziel ist
„Die Ergebnisse sollen Freude machen – nicht die Arbeit.“
Dieser Satz von Malik bringt es auf den Punkt: Führung wird nicht an Einsatz, sondern an Wirkung gemessen. Viele Führungskräfte verwechseln Aktivität mit Produktivität. Doch am Ende zählen nicht die To-dos, sondern das Ergebnis.
Resultatorientierung bedeutet:
- Die richtigen Ziele zu setzen – nicht einfach nur beschäftigt zu sein
- Ergebnisse regelmäßig zu reflektieren
- Ressourcen dorthin zu lenken, wo sie Wirkung entfalten
Führung heißt also auch, das Team konsequent auf Resultate auszurichten. Das bedeutet: Klare Ziele formulieren, Erfolge sichtbar machen – und Dinge zu beenden, die keine Wirkung haben. Malik sagt sinngemäß: Wer führt, muss den Mut haben, Output vor Aufwand zu stellen.
👉 Praxisfrage: Was bleibt am Ende von all dem, was du tust, wirklich übrig? Und wie misst du es?
2. Beitrag zum Ganzen – Warum Sinn mehr motiviert als Boni
„Ich helfe mit, eine Kathedrale zu bauen.“
Malik nennt diesen Grundsatz das Herzstück moderner Führung. Es geht um Sinn – darum, dass Menschen verstehen, welchen Beitrag sie zum größeren Ganzen leisten. Der Klassiker dazu:
Drei Maurer werden gefragt, was sie gerade tun. Der erste sagt: „Ich verdiene meinen Lebensunterhalt.“ Der zweite: „Ich bin der beste Maurer im Land.“ Der dritte: „Ich helfe mit, eine Kathedrale zu bauen.“
Wer diese Perspektive vermittelt, sorgt für mehr Identifikation, bessere Zusammenarbeit und nachhaltige Motivation.
Beitrag zum Ganzen bedeutet:
- Den Zweck der eigenen Arbeit zu verstehen
- Das Team über die eigene Rolle hinauszudenken
- Verantwortung zu übernehmen, auch ohne direkten Auftrag
Gerade in mittelständischen Unternehmen ist dieser Grundsatz Gold wert – denn oft gibt es flache Hierarchien und große Nähe zur Unternehmensvision. Wer weiß, warum seine Arbeit zählt, arbeitet engagierter.
👉 Praxisfrage: Was ist „deine Kathedrale“ – und kennen deine Mitarbeitenden sie?
3. Konzentration auf Weniges – Warum Streichen eine Führungsaufgabe ist
„Effektive Führung beginnt mit dem Streichen.“
Dieser Satz ist ein Lieblingszitat vieler Führungskräfte, die das Malik-Modell kennen. Und das aus gutem Grund. In einer Welt voller Reizüberflutung, Projektlawinen und spontaner Zusatzaufgaben ist Fokus eine Führungsdisziplin.
Wer führt, muss Entscheidungen treffen:
- Was ist wirklich entscheidend?
- Was lassen wir bewusst liegen?
- Was ist meine wichtigste Aufgabe – und was nicht?
Malik warnt vor der Gefahr der Verzettelung. Er schreibt:
„Fast alle Menschen, die in irgendeiner Weise aufgrund ihrer Leistungen bekannt oder gar berühmt geworden sind, haben sich auf eine Sache konzentriert.“
Führung heißt also auch: Nein sagen können. Delegieren. Abgrenzen. Mut zur Lücke.
👉 Praxisfrage: Welche Projekte oder Themen kosten dich gerade viel Zeit, bringen aber wenig Ergebnis?
4. Stärken nutzen – Warum Mittelmaß kein Ziel ist
„Was jemand kann, ist wichtiger als was jemand nicht kann.“
Klingt simpel. Ist aber revolutionär – gerade in Organisationen, in denen Defizitorientierung zum Standard geworden ist.
Malik fordert hier ein Umdenken: Nicht Schwächen managen, sondern Stärken zur Wirkung bringen.
In der Praxis heißt das:
- Aufgaben passgenau verteilen
- Menschen dort einsetzen, wo sie aufblühen
- Nicht an Schwächen herumdoktern, sondern Potenziale freilegen
Malik sagt dazu sinngemäß:
Wer sich nur auf Defizite konzentriert, entwickelt Menschen zur Mittelmäßigkeit. Stärken führen zu Exzellenz – und Motivation.
Konkrete Empfehlung:
- Finde heraus, was deinen Mitarbeitenden leichtfällt
- Sprich regelmäßig über Stärken – nicht nur über „Entwicklungspotenziale“
- Entwickle dein Team nicht entlang von Lücken, sondern entlang von Talenten
👉 Praxisfrage: Welche Stärke nutzt du selbst am meisten in deiner Führungsrolle?
5. Vertrauen – Warum Kontrolle teuer ist
„Vertrauen ist gut – Kontrolle ist teuer.“
Malik dreht hier den bekannten Satz bewusst um – und trifft damit einen Nerv.
Vertrauen ist keine Nettigkeit, sondern ein ökonomisches Führungsprinzip. Denn Vertrauen:
- spart Kontrollaufwand
- fördert Selbstverantwortung
- beschleunigt Prozesse
- stärkt die Kultur
In der Praxis bedeutet Vertrauen:
- Fehler zuzugeben – auch als Führungskraft
- Klar zu kommunizieren und zu handeln
- Zu seinen Werten zu stehen – auch unter Druck
- Zuhören, ansprechbar sein, Haltung zeigen
Führung durch Vertrauen schafft psychologische Sicherheit – und diese ist die Grundlage für Engagement, Kreativität und Veränderungsbereitschaft.
Malik schreibt dazu:
Wenn Vertrauen fehlt, helfen keine Boni, keine Events und keine Motivationsmaßnahmen. Die Basis bröckelt. Vertrauen ist die Grundlage für jede Form nachhaltiger Führung.
👉 Praxisfrage: Wie zeigst du deinem Team, dass du Vertrauen hast? Und was tust du, wenn dieses Vertrauen enttäuscht wird?
6. Positiv denken – Warum Führung mit Haltung beginnt
„Positiv denken“ klingt weich – ist aber hart.“
„Positiv denken“ klingt weich – aber Malik meint es hart. Für ihn ist es ein Grundsatz wirksamer Führung.
Denn Führung beginnt im Kopf. Wer negativ denkt, sieht Probleme. Wer positiv denkt, sieht Spielräume. Und das prägt, wie Entscheidungen getroffen werden – und wie Teams geführt werden.
Positives Denken bedeutet:
- Chancen in schwierigen Situationen erkennen
- Lösungen statt Schuldige suchen
- Energie auf das richten, was möglich ist
Ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Top-Manager sagte einmal: „Ich musste lernen, aus den 10 % Erfolgserlebnissen eines Tages so viel Kraft zu schöpfen, dass ich die 90 % Mist ertragen konnte.“
Das ist Führungsrealität – und eine Frage der inneren Haltung.
Malik ergänzt:
Wer wartet, dass andere motivieren, verliert Zeit. Selbstmotivation ist ein Schlüssel. Und sie beginnt mit einem positiven Blick auf sich, das Team und die Möglichkeiten.
👉 Praxisfrage: Wie bleibst du konstruktiv – auch wenn’s gerade knirscht?
Fazit: Führung braucht Prinzipien, keine Tricks
Die 6 Grundsätze von Fredmund Malik sind keine Checkliste – sie sind eine Haltung. Sie geben Orientierung in Zeiten, in denen Führung oft unter Druck gerät. Wer sie kennt und umsetzt, führt klarer, menschlicher und wirkungsvoller.
Gerade im Mittelstand, wo Führung oft persönlich, unmittelbar und nah ist, können diese Prinzipien den Unterschied machen. Sie helfen, das Führungsverständnis zu schärfen – und Führung wieder als das zu sehen, was sie ist: ein Handwerk. Und eine Chance.
Neugierig geworden? Ich unterstütze mittelständische Unternehmen dabei, Führung systematisch zu entwickeln – von der Strategie bis zur Umsetzung.
Melden Sie sich gerne für ein unverbindliches Gespräch.
Sandra Schumann ist Inhaberin der Trainings- und Beratungsfirma
Schumann DIE TALENTENTWICKLER.
Sie hilft mittelständischen Unternehmen, durch eine systematische Nachwuchs- und Führungskräfteentwicklung ihre Unabhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt zu steigern.
Leidenschaft ist für sie eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg, und sie ist überzeugt, dass echte Weiterentwicklung nur durch den Mut entsteht, Neues zu wagen. Mehr über ihre Arbeit erfahren Sie auf ihrem LinkedIn-Profil https://www.linkedin.com/in/sandra-schumann/
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